Serena Denkmair ist Gründungspräsidentin des mittlerweile 4. Soroptimist International Clubs in Linz und gemeinsam mit 26 Frauen aus Linz und Umgebung Feuer und Flamme für Female Empowerment. Im Gespräch mit Gerd J. Schneeweis erklärt sie, was sich die Frauen beim Clubnamen Libertas gedacht haben, warum Schweißen eine kreative Tätigkeit sein kann und wie sie sich künftig mit ihren Clubschwestern für die Rechte von Frauen und Mädchen einsetzen wird.

Was ist Soroptimist International?
Soroptimist International (SI) ist das weltweit größte Netzwerk berufstätiger Frauen mit dem Ziel, gemeinsam das Leben von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt positiv zu verändern. Dabei orientiert sich SI an den Grundsätzen: Bewusstmachen, Bekennen, Bewegen. Die Soroptimistinnen sind in 120 Ländern aktiv und zählen mittlerweile mehr als 66.000 Mitglieder. Die NGO hat allgemeinen Konsultativstatus im Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen und ist mit Repräsentantinnen bei verschiedenen UN-Unterorganisationen etwa in New York, Genf, Paris, Rom, Wien und in der Europeans Women Lobby vertreten. Auch im Europarat in Straßburg sind die Sorores in beratender Funktion tätig.
Gegründet wurde SI 1921 in Oakland/USA in einer Zeit, als Frauen in verschiedenen Ländern der Welt erstmals das aktive und passive Wahlrecht erhalten haben (1906 in Finland, 1918 in Österreich, 1920 in den USA). Der erste europäische SI Club entstand 1924 in Paris und der erste österreichische Club 1929 in Wien. Wir blicken also bereits auf über 100 Jahre Soroptimist International Geschichte zurück! Unser Club Linz Libertas ist übrigens mit Stand Mai 2024 der jüngste Soroptimist Club in Österreich.
Was war deine Motivation zur Clubgründung?
Netzwerke sind eine wichtige Basis für ein gutes Miteinander und ein gutes Gelingen von Projekten aller Art. Professionelle Netzwerke mit einer überregionalen oder sogar internationalen Ausrichtung geben uns noch mehr Möglichkeiten der Mitgestaltung. Wir profitieren vom vielfältigen Know-how, von den vielen unterschiedlichen Perspektiven und Kulturkreisen. Ein gemeinsames Ziel unter professionellen und internationalen Rahmenbedingungen zu verfolgen, finde ich faszinierend. Außerdem war ich mir sicher, für den neuen Club eine Gruppe hoch motivierter und engagierter Frauen zu finden, die mit mir Linz Libertas gestalten.

27 Frauen sind Gründungsmitglieder des SI Clubs Linz Libertas – was macht sie aus?
Wir sind ein Netzwerk von 27 berufstätigen Frauen aus unterschiedlichen Branchen und Karriereebenen – ich leite zum Beispiel Recht und Unternehmensentwicklung bei einem Kreditinstitut, eine andere ist selbständige Unternehmerin und die nächste seit vielen Jahren im Sozialbereich tätig. Jede Clubschwester hat einen spannenden beruflichen Werdegang und kennt die Spielregeln in der Arbeitswelt. Aus diesem großen Repertoire und Erfahrungsschatz können wir schöpfen und jederzeit auf das vielfältige Know-how zurückgreifen. Unter Arbeitswelt verstehen wir auch die Arbeit in und mit der Familie. Familienmanagement ist Management auf höchstem Niveau! Wir wissen, wie wichtig ein gutes, breites und stabiles Netzwerk ist. Das wollen wir laufend ausbauen und auch aktiv nutzen.
Was sind die Ziele der Soroptimistinnen?
Das soroptimistische Ziel – die Rahmenbedingungen für Frauen und Mädchen positiv zu verändern – kann in verschiedenen Ausprägungen erfolgen. Unser Ansatz ist Libertas – die Freiheit! Freiheit ist eines der höchsten Güter, die es gilt aufzubauen und zu bewahren. Die Freiheit manifestiert sich in unterschiedlichen Ebenen und Ausprägungen. Unser Ansatz ist der Fokus auf ökonomische Freiheit, die für die Entscheidungsfreiheit im Leben eine unverzichtbare Basis ist. Frauen arbeiten viel – egal ob im externen beruflichen Umfeld oder innerhalb der Familie – dennoch ist das nicht automatisch auch mit einer ökonomischen Freiheit verbunden. Wir möchten dabei unterstützen, dass Frauen und Mädchen die für sie passenden Entscheidungen treffen können – in der Ausbildung, im Berufsleben und in der persönlichen Entwicklung. Dazu kann eine finanzielle Unterstützung oder ein gestütztes Bildungsangebot den entscheidenden Beitrag liefern.

Wie schaut diese Hilfe konkret aus?
Wir haben uns mit der Frage beschäftigt, wie wir die Rahmenbedingungen für Frauen und Mädchen verbessern können und setzen dort an, wo persönliche Veränderungsprozesse zu mehr Entscheidungsfreiheit führen können. Veränderungen gehen immer Gedanken voraus, es folgt ein Kreativprozess und letztendlich führt es zum Point of Decision. Genau da möchten wir mit unserem Charterprojekt „Female Empowerment – Women in Change“ ansetzen. Die Workshops in Kooperation mit Grand Garage und Claudia Novak haben zum Ziel, Frauen in unterschiedlichen Veränderungsprozessen in Form von Stipendien professionell zu unterstützen. Claudia Novak zeigt dabei mit ihrem Programm „Women on Stage“ auf, wie Frauen ihr inneres Feuer wecken können und einen großen Sprung in der Persönlichkeitsentwicklung machen können. Mit Tatjana Schinko sprühen beim Schweißen in der Grand Garage wortwörtlich die Funken und die Frauen wachsen in der kreativen Tätigkeit über sich hinaus!

Schweißen ist also ein Kreativprozess?
Ja! Wir haben es selbst ausprobiert und sind selbstbewusst, ohne jegliche Vorbereitung oder Vorkenntnisse zum Schweißworkshop gegangen. Wir hatten lediglich eine Idee im Kopf und ein Bild der New Yorker Freiheitsstatue mit – und jede Menge altes Eisen. Nach einer kurzen praktischen Einführung haben wir losgelegt. „Wie viele Zacken genau hat die Krone der Freiheitsstaute und welche Bedeutung haben die eigentlich? – Die Frage einer Clubschwester während dem Workshop war die Initialzündung für die Gestaltung unserer ganz persönlichen Freiheitsstatue: Unsere Liberta!

Sie wird getragen von einem starken Fundament aus 7 Artefakten, die die 7 Kontinente repräsentieren. Das Kleid zeigt 27 Zacken, die die 27 EU-Mitgliedsstaaten symbolisieren. Die 9 Zacken der Krone stehen für die österreichischen Bundesländer. Der Arm aus 5 Kugeln repräsentiert die 5 SI Föderationen, daran die Hand aus Kugeln für unsere 27 Gründungsmitglieder, die den Schlüssel zur Freiheit tragen. Das Bild vor dem Wasser-Motiv symbolisiert außerdem den Bezug zur Stahlstadt Linz.
Wir wollen verändern und etwas Neues gestalten. Bei unserem Schweißworkshop haben wir hautnah erlebt, wie es ist, wenn wir uns mitten im Prozess auf spontane Kreativität einlassen. Neuorientierung entsteht, wenn man sich auch auf die Kräfte einlässt, die plötzlich zu wirken beginnen. Wir sind stolz auf das, was es mit uns gemacht hat und vor allem auf unsere Liberta – sie ist zauberhaft!
Dieser Text ist im Oberösterreich Magazin, Ausgabe 4 2024 erschienen.